Die aktuelle Lage:In Wurfentfernung von der Pädagogischen Hochschule Freiburg befindet sich das Übergangswohnheim Hammerschmiedstraße. Dort sind in den letzten zwei Monaten ca. 80 Flüchtlinge Frauen, Männer und Kinder neu angekommen. Es handelt sich vor allem um Roma, die - eigentlich im Kosovo beheimatet - aufgrund von Verfolgungen und Vertreibungen seit 1999 staatenlos sind.
Konkreter Anlass für das Gesamtprojekt war, dass elf der neu eingereisten Kinder und Jugendlichen über viele Wochen hinweg nicht beschult wurden. Während die Kinder auf zunächst unabsehbare Zeit auf die Wartelisten der Internationalen Vorbereitungsklassen gesetzt wurden, hat sich in den Wochen vom 1. – 13. Mai einiges getan. Es wurden nun zumindest für die 8 bis 15-Jährigen Schulangebote geschaffen.
In derselben Zeit wurde über die Strukturen des Sozialreferats der Studierendenvertretung der PH Freiburg für die Problemlage aufmerksam gemacht. Bei einem ersten Informationstreffen sind 30 Studierende erschienen, von denen sich nun 25 im Sinne der Kinder engagieren.
So laufen ein regelmäßiges Angebot für die noch nicht eingeschulten Kinder, ein DaF-Projekt für die bisher unbeschulte wie die bereits beschulten Kinder, die Vermittlung von Patenschaften mit dem Ziel der individuellen Förderung sowie Freizeitangebote für Stadtteiljugend an. In der Aufzählung fehlt noch das DaF-Projekt "Deutsch Lernen mit Sport" für die über 16-Jährigen.
Till Lassmann: "Today I dreamt that I was a monster and everybody was afraid of me.
One day a boy played with me, and from that day on everybody loves me"
Hier initiieren wir ein festes Angebot für fünf Jungen im Alter von 16 bis 20 Jahren. Hierfür haben wir je den Mittwoch und den Freitag Vormittag gewählt, damit für die ein Tagesrhythmus geschaffen werden kann, der annähernd dem von Gleichaltrigen entspricht. Angelegt ist dieses Projekt auf eine Laufzeit von zunächst einem Jahr.
Bisher haben wir die Eltern - mit Hilfe von Übersetzerinnen im Wohnheim – über unser Anliegen aufklären können, was sehr positiv aufgenommen worden ist.
In den ersten Veranstaltungen steht das gegenseitige kennen lernen im Vordergrund. Langfristig sehen wir je eine Stunde sportliche Aktivitäten (Basketball / Fußball) und eine halbe Stunde obligatirische Spracharbeit vor. Über den Sport sollen psychische Belastungen aus dem Alltag der Jugendlichen körperlich überwunden sowie Motivation für eine stetige Teilnahme am Projekt geschaffen werden.
Da der Betreuungsschlüssel für die beiden Wochentage einmal 3 zu 5 und einmal 4 zu 5 ist, können wir individuell die sprachlichen Fähigkeiten der Jungen fordern und fördern. Langfristig werden wir das Projekt auf die Interessen der Jugendlichen anpassen und versuchen, zu außerunterrichtlichen Freiburger Jugend-Projekten mit Alltagsbezug zu vermitteln, darunter zum Beispiel Arbeiten in Garten und in Werkstätten.
Hürden für das gesamte Projekt:
Die Situation der Kinder und Jugendlichen sowie ihrer Familien ist nicht nur ein driftiger Grund zum Handeln sondern gleichzeitig auch ein Politikum. Da die Familien vom Bundesamt nicht in andere Übergangswohnheime des Landes verteilt worden sind, sieht sich die Stadt Freiburg einer hohen Zahl an neuen Flüchtlingen gegenüber. Da es ‚verpasst’ worden ist, die seit Jahren in den Heimen isolierten BewohnerInnen einen würdigen Wohnraum im Stadtgebiet zu vermitteln, sind nun die Kapazitätsgrenzen ausgereizt. Es soll hier keine Anklage verlaut werden, aber Fakt ist, dass es hier vermehrt Abschiebungen und ‚Ausreiseempfehlungen’ gegeben hat. Dies ist in erster Linie ein großer Angstfaktor für die Jugendlichen und Kinder im Wohnheim, die unmittelbar den fragilen Status ihrer Familien und Verwandten zu spüren bekommen.
Fragil sind dadurch aber auch die nun anlaufenden Angebote. Sobald weitere Familien mit ihren Kindern untertauchen bzw. die Stadt verlassen, können jene Gruppen, für die wir Aktivitäten und Lernmaterialien heute vorbereiten, morgen schon geschrumpft sein oder gar sich auflösen.
Letzten Endes gehen wir mit der Einstellung voran, dass jede Begegnung zwischen Studierenden und den jungen BewohnerInnen des Übergangswohnheims intensive Lernanlässe bieten und langfristig wirken.
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